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Nachdem wir uns schmerzlich von unseren neu gewonnen Freunden verabschieden mussten, ging unsere (langsame) Reise weiter vom Kaspischen Meer Richtung Süden. Unser Ziel war Teheran, um dort die Turkmenische Botschaft zu besuchen, zwecks Visumerwerb, aber dazu später mehr. Wir verließen das Spaßparadies Rudsar und kämpften uns erst Richtung Ost und dann weiter in die Berge vor. Bei Erreichen der Dunkelheit versuchten wir uns ein ruhiges Plätzchen zu suchen, aber das ist im Norden des Iran nicht so einfach. Wie wir bereits schrieben ist alles voll mit Reis-, Tee-, Orangen- oder anderweitigen -plantagen und kaum ein Fleckchen ist unbewirtschaftet. Dennoch konnten wir einen kleinen Weg hinter einer Orangenplantage finden und quetschten uns so unauffällig wie möglich mit Ernst in eine kleine Parkbucht. Die Nacht verlief ungewohnt ruhig und wir hatten am Morgen eine wunderbaren Ausblick über das Tal und die Plantagen. Als wir gerade gemütlich gefrühstückt hatten, klopfte es an der Tür. Tür auf, drei Männer in einem Auto und einem Moped. „Hello, Sir, good morning! How can we help you?“ war natürlich wieder unsere erste freundliche Reaktion. Es stellte sich heraus, dass es der Dorfscheriff mit Assistenz und einem Dolmetscher war. Der mopedfahrende Übersetzer war wohl der Einzige dem sie habhaft werden konnten im Dorf, der wenigstens ein paar Worte Englisch sprach. Und so versuchten wir abermals mit Händen und Füßen klar zu machen, wer wir sind, woher wir kommen und dass wir absolut harmlos sind und eigentlich auch gleich aufbrechen wollten. Der Dorfscheriff verstand, kontrollierte trotzdem unsere Papiere samt Visum, war dabei aber unglaublich freundlich und wünschte uns nach 10 Minuten Geplänkel mit Händen und Füßen eine gute Reise und gab uns noch seine Telefonnummer, für den Fall, dass wir Probleme irgendwo hätten. Wir bedankten uns und packten unsere Sachen mit Ziel Teheran. Aber keine fünf Minuten später knatterte das Moped wieder und der Übersetzer kam mit einem riesengroßen Beutel Orangen vorbei, die er uns schenkte. Natürlich lehnten wir natürlich höflicherweise ab (mindestens dreimal im Iran, bevor man dann tatsächlich etwas annimmt) und nahmen sie dann dankend an. Wieder waren wir überrascht von dieser unglaublichen Gastfreundschaft und Höflichkeit! Wir gaben ihm noch unsere Internetadresse samt Facebook und Instagramaccount und bedankten uns nochmals. Der Hund wurde nochmal entleert und dann wollten wir den Motor starten, doch da kam der Übersetzer erneut und schenkte und eine kleine Tee- und eine Orangenpflanze im Topf. Wir wussten gar nicht was wir sagen sollten! Wir adoptierten sie natürlich und seither sind die zwei unser ständigen Begleiter. Wenn wir irgendwo stehen und es regnet, dürfen sie raus zum spielen und steigen wieder ein wenn es weitergeht. Mit den vielen Geschenken ging es aber nun wirklich weiter Richtung Teheran. Gerade auf der asphaltierten Straße angekommen, vibriert das Telefon. Unser Übersetzer hat sich extra für uns einen Instagramaccount erstellt und uns gelikt. Er schrieb, dass er traurig wäre, dass wir schon weg sind, er wollte uns noch Brot und Honig bringen. Martin und ich fingen beinah an zu weinen, da wir diese unglaubliche Herzlichkeit kaum fassen konnten. Und noch immer schreiben wir mit Esmail! Dankeschön!

Wie ihr vielleicht an unsere Anekdoten seht, schlossen wir das Land immer mehr ins Herz. Und das aufgrund seiner wunderbaren Menschen. Diese Herzlichkeit mit der Unbekannten begegnet wurde und diese absolute Ehrlichkeit dabei hat uns umgehauen. Wir sagten uns an diesem Tag, dass wir diese Eigenschaften unbedingt annehmen und weitertragen wollten.

Unser weiterer Weg führte entlang einer wunderbaren Straße voller Kurven (Sorry an die Leute hinter uns, also alle mindestens 1000, für die bestimmt drei Stunden Verzögerung. Ernst ist sich seiner Schuld bewusst!). Aber die wundervolle Landschaft war es wert. Wir übernachteten an einem See (Valasht Lake), so blau, dass er schon bei schlechtem Licht und ohne Sonne so aussieht, als wäre er gephotoshopped worden. Seht selbst:

Diese Nacht wurden wir sogar nicht gestört, sondern verbrachten sie in trauer Dreisamkeit. Am nächsten Tag erreichten wir Teheran und waren erstaunt, wie groß diese Stadt ist. Nach kurzer Internetrecherche fanden wir raus, dass dort über acht (in Zahlen: 8) Millionen Menschen leben. Geliebtes Berlin, du Dorf! Mit Ernst dort durchzunavigieren war wieder eine nervenaufreibende Sache, aber ging doch einigermaßen glatt. Unsere wichtigsten Ziele in Teheran: Die Turkmenische Botschaft und wieder mal ein Werkstattbesuch. Aber dazu im nächsten Beitrag mehr.

 

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