Nach langsamem Gezuckel von der iranischen zur turkmenischen Grenze, einem Veterinär, der vor Hunden Angst hat und noch zwei Stunden Warten auf Grund von Computerproblemen, flog zu allererst das Kopftuch in die weit entfernteste Ecke vom Ernst. Endlich wieder etwas freier, dachten wir. Die nun folgenden -STAN-Staaten waren ja eigentlich auch großteils muslimisch, also ließen wir uns dahingehend überraschen.
Auch überraschend war, wie man ein Land so sehr hassen lernt, bevor man tatsächlich drin ist. Turkmenistan. Unwillig eine überteuerte Tour zu buchen, um ein Touristenvisum zu bekommen, hatten wir uns also ein Transitvisum besorgt. Schlappe 55 Dollar Gebühr und 10 Tage Bearbeitungszeit, hatte uns das schon bei der Beantragung im Iran gekostet. Nun standen wir wie an jeder Grenze, liefen von einem Fenster zum nächsten. Passkontrolle, Autokontrolle, Gesundheitscheck, Gebühr bezahlen. Plötzlich kippten wir aber aus den Latschen! Wir sollten tatsächlich, nur um in dieses Land einreisen zu dürfen nochmal 210 Dollar bezahlen! Davon waren 50 Dollar für die Benutzung einer Brücke, weil wir ja so einen großen Truck hätten, dann gab es noch die Einrichtungsgebühr für das GPS was wir mitführen mussten, aber nur in die Hand gedrückt bekamen, von den 3 Dollar Desinfektiongebühr, weil wir durch eine Senke gefüllt mit Wasser fahren mussten, fangen wir gar nicht erst an. Ach ja, die Bezahlgebühr kam auch noch drauf. Es fehlten also nur noch die Daseinsberechtigungsgebühr, Atmungsgebühr und Geschlechtergebühr. Wir fanden es zum Erbrechen. So viel Geld für einen Transit, der im Nachhinein (mit Übernachtungspause) gerade mal 22 Stunden gedauert hat. Nun ja, was wollten wir machen, einen anderen Weg gab es gerade nicht für uns.
Wir schmissen also unseren Ernst an und es ging los. Turkmenistan – laut Wikipedia eines der undemokratischtens Staaten überhaupt. Es wurden sogar die Satellitenschüsseln an den Häuserfassaden verboten, um nur noch Staatsfernsehen empfangen zu können. So weit das Internet. Unsere Befürchtungen, gingen in die ähnlichen Richtungen wie es uns vorher mit dem Iran ging. Doch als wir durch die erste Ortschaft fuhren, stellten wir fest: Die Menschen hier lassen sich auch nicht veräppeln. Wenn die Schüsseln nicht an die Fassade dürfen, kommen sie eben aufs Dach oder in den Garten.
Und auch sonst waren die Menschen ganz anders als im Iran. Die Frauen trugen farbenfrohe lange Kleider, jede sah anders bunt aus und niemand trug mehr einen Schleier oder ein Kopftuch. Ach wie war das schön endlich wieder den Menschen ins Gesicht gucken zu können. Und obwohl Turkmenistan zu einem der ärmsten Länder der Welt gehört, sahen die Leute auf den Straßen unglaublich fröhlich aus. Vielleicht lag es an dem kostenlosen Salz, Brot und Diesel, das der Staat den Einwohner großzügig zukommen lies.
An den Straßen lag es jedenfalls nicht. Und wenn man Straßen sagt, meint man eigentlich die schlimmste Kategorie. Ja, dort, wo man fahren soll, befindet sich Asphalt. Aber er ist gespickt mit Spurrillen des Todes (so circa 30-40 cm tief), Löchern, so tief und scharfkantig und plötzlich, dass jedes Auto freiwillig aufgibt und die Straßenränder waren jeden Kilometer markiert mit zerstörten LKW Reifen. Das war also die Todeshölle für jedes Auto. Wir kämpften uns über diese Buckelpiste, manchmal überweht von Sanddünen. Denn hier war ja auch die Karakum Wüste, der trockenste Ort der Welt. Wir beeilten uns so schnell wie möglich durch dieses Land zu kommen.
Doch das war einfacher gesagt, als getan. Auf den Turkmenischen Straßen musste Ernst doch einiges ertragen. Als es dann mitten in der Nacht war und uns Google Maps 25 km in eine Sackgasse lotste, brachen wir den Versuch ab, in einem Ritt durchs Land zu kommen und suchten uns einen relativ versteckten Wüstenstehplatz.
Früh geweckt durch Hitze und einen Schäfer/Hirten/Priester/Anwohner, der einfach nicht wegging, machten wir uns auf den Weg das restliche Land zu durchqueren. Die Landschaft stellte sich als nicht sehr abwechslungsreich heraus, aber wenn man mal ganz genau hinsah, konnte man diese Trockenheit doch blühen sehen.
Einen Halt machten wir aber noch in Turkmenabat, einer Stadt, auf dem Reißbrett gezeichnet. Gerade, breite, ordentliche Straßen, gepflegte Häuser, Einkaufszentren. Ein totaler Kontrast zu den vielen Kilometern in der trockensten Wüste der Welt. Leider haben wir von dort keine Fotos, weil wir ja, wie gesagt, uns beeilt hatten. Unser Fazit ist jedenfalls, dass wir dieses Land nicht wieder besuchen wollen.