Schon an der Grenze war uns dieses Land weitaus freundlicher gesinnt als Turkmenistan. Wir trafen Otto, alleinreisend in seinem Toyota Landcruiser. Hatten aber nur kurz Zeit um zu plaudern. Ein bisschen neidisch waren wir auf seinen Spaten, den er einfach an seinen Reserverad festgemacht hatte. Da konnte unser iranischer Klappspaten, den wir notgedrungen in Teheran kaufen mussten, da uns Klappi I entwendet wurde, so gar nicht mithalten.
Wenn man zu Hause erzählt wohin man fährt, kennen die meisten Leute noch den Iran, Turkmenistan oder gar Usbekistan, ähnlich wie die restlichen -stans ist den meisten kaum ein Begriff oder wie für uns vorher, ein weißer Fleck auf der Landkarte. Warum also wollen wir genau hier hin? Ganz zu Anfang unseres Blogs hatten wir es schon mal erwähnt: Viele Leute fragen uns, warum wir genau diese Route gewählt hatten. Endlich bekommt ihr eine Antwort. Vor ungefähr 30 Jahren, Conny war noch sehr jung, begab es sich, dass sich ihre Großeltern aufmachten, um eine dreiwöchige Rundreise durch Zentralasien anzutreten. Damals, zu Zeiten der Reiseproblematik als DDR Bürger, war eine Busreise bei den sozialistischen Freunden zum Glück gar kein Problem. Also reisten Oma und Opa von einem Highlight zum anderen. Mir liegt noch die Schwärmerei meiner Oma in den Ohren, wie wunderschön Bukhara und Samarkand waren. Da beide für mich unglaublich große Vorbilder sind (und ihre Schwärmerei von Kuba auch gestimmt haben), sollten also diese Highlights auch auf unsere Reiseroute.
Wenn ihr euch wenig oder nicht für Umweltthemen interessiert, überspringt bitte den nächsten Abschnitt!
Die Landschaft war immer noch karg, Wüste und Steppe prägten das Bild. Der einzige Fluss, der Amurdaya (beliebte Frage in Kreuzworträtseln) überquerten wir an der Grenze Turkmenistan – Usbekistan. Sehr groß und breit und ganz rot gefärbt fließt er dahin. Nur schafft er es nicht mehr bis zum Aralsee, so wie früher. Als Martin und ich früher im Geografieunterricht saßen und Hauptstädte, Länder und Gewässer büffelten, war der Aralsee der größte See der Erde. Inzwischen ist er ein Schatten seiner selbst. Nur noch 1/5 so groß, und ausgesprochen flach. Aber das hat keinen natürlichen Ursprung. Die Menschen, die in Usbekistan und Turkmenistan leben, wohnen in der Wüste, und um diese fruchtbar zu machen und Landwirtschaft zu betreiben, benötigen sie Unmengen an Wasser. Die Flüsse, die aus dem Pamir und umliegenden Gebirgen kommen und einst den Aralsee speisten werden in den Tälern abgeleitet. Dazu bauen die Menschen unglaubliche Wasserstraßen, Kanäle, Hebeeinrichtungen. Jeder Landbesitzer nimmt sich so einen kleinen Teil des Wassers. Betrachtet man das ganze mal per Satellitenaufnahme, sieht man dass das Wasser aus den Gebirgen (unten rechts), zwar die Täler in der Wüste schön grün macht, aber kein Wasser mehr im Aralsee ankommt.
Viel ist das ja nicht, denkt man, wenn man so einen kleinen Kanal pro Haushalt sieht. Wenn man aber mal die ganzen Ausmaße betrachtet, ergibt das schon ein ganz anderes Bild. Das umgeleitete Wasser versickert im Boden und schwemmt Dünger mit ins Grundwasser oder verdampft einfach aufgrund der großen Hitze. Und schon kommt kaum oder kein Wasser mehr im Aralsee an.

Ich weiß, ihr wollt hier unsere Erlebnisse nachlesen und nicht das pausenlose Gelaber über Wasserknappheit und Rohstoffe lesen. Aber uns ist das wichtig (geworden). Zuhause hat man alles, man dreht den Hahn auf, es kommt fließend sauberes trinkbares Wasser. Wir gehen in den Supermarkt, da steht alles an Obst, Gemüse, Milch und Fleischprodukten. Einfach zum Mitnehmen, recht günstig, ohne großen Aufwand. Wenn man aber mal sieht, wie es dort hin kommt, wo es unter welchen Voraussetzungen angebaut wird, wie die Menschen leben, die unsere Lebensmittel anbauen, da kommt man stark ins Grübeln.
Mal von der Wasserproblematik abgesehen, waren wir ganz gespannt, was uns erwartete. Wir fuhren zu allererst nach Bukara/Bukhara/Buxoro und was wir sahen war: Nichts. Eine relativ normale Wüstenstadt, überall Sand und schlechte Straßen, so wie wir es schon von vorher kannten. Zu erst besorgten wir uns natürlich wieder eine SIM Karte, denn ohne Internet geht ja bei uns bekanntlich nix. Dann fuhren wir nur wenige hundert Meter weite rund dort trafen wir erst ein Schweizer Paar mit einem tollen Allrad-Camper, mit denen wir eine Zeit klönten. Dann machten wir uns auf in die „Altstadt“ und wir konnten unsere Münder kaum schließen, so wunderschön restauriert war diese. Wenn man von 1001 Nacht spricht, dann muss es Bukara sein! Ihr könnt euch diese wunderbar verzierten Türme und Tore nicht vorstellen. Die Seidenschals in allen Farben die von Straßenhändlern angeboten wurden. Die großartigen Bauwerke die bereits Jahrhunderte und etliche Kriege überdauert haben. Es war wirklich wie im Märchen! Meine Oma hatte also nicht geflunkert und ich kann sie mir genau vorstellen, wie sie an den gleichen Stellen stand und nur sagte „Ach wie schön das ist!“.
Und weil ihr so tapfer bis zum Ende gelesen habt, bekommt ihr jetzt noch ein paar wundervolle Fotos, die leider der Schönheit gar nicht gerecht werden!