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Usbekistan – die Wüste lebt!

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Schon an der Grenze war uns dieses Land weitaus freundlicher gesinnt als Turkmenistan. Wir trafen Otto, alleinreisend in seinem Toyota Landcruiser. Hatten aber nur kurz Zeit um zu plaudern. Ein bisschen neidisch waren wir auf seinen Spaten, den er einfach an seinen Reserverad festgemacht hatte. Da konnte unser iranischer Klappspaten, den wir notgedrungen in Teheran kaufen mussten, da uns Klappi I entwendet wurde, so gar nicht mithalten.

Wenn man zu Hause erzählt wohin man fährt, kennen die meisten Leute noch den Iran, Turkmenistan oder gar Usbekistan, ähnlich wie die restlichen -stans ist den meisten kaum ein Begriff oder wie für uns vorher, ein weißer Fleck auf der Landkarte. Warum also wollen wir genau hier hin? Ganz zu Anfang unseres Blogs hatten wir es schon mal erwähnt: Viele Leute fragen uns, warum wir genau diese Route gewählt hatten. Endlich bekommt ihr eine Antwort. Vor ungefähr 30 Jahren, Conny war noch sehr jung, begab es sich, dass sich ihre Großeltern aufmachten, um eine dreiwöchige Rundreise durch Zentralasien anzutreten. Damals, zu Zeiten der Reiseproblematik als DDR Bürger, war eine Busreise bei den sozialistischen Freunden zum Glück gar kein Problem. Also reisten Oma und Opa von einem Highlight zum anderen. Mir liegt noch die Schwärmerei meiner Oma in den Ohren, wie wunderschön Bukhara und Samarkand waren. Da beide für mich unglaublich große Vorbilder sind (und ihre Schwärmerei von Kuba auch gestimmt haben), sollten also diese Highlights auch auf unsere Reiseroute.

Wenn ihr euch wenig oder nicht für Umweltthemen interessiert, überspringt bitte den nächsten Abschnitt!


Die Landschaft war immer noch karg, Wüste und Steppe prägten das Bild. Der einzige Fluss, der Amurdaya (beliebte Frage in Kreuzworträtseln) überquerten wir an der Grenze Turkmenistan – Usbekistan. Sehr groß und breit und ganz rot gefärbt fließt er dahin. Nur schafft er es nicht mehr bis zum Aralsee, so wie früher. Als Martin und ich früher im Geografieunterricht saßen und Hauptstädte, Länder und Gewässer büffelten, war der Aralsee der größte See der Erde. Inzwischen ist er ein Schatten seiner selbst. Nur noch 1/5 so groß, und ausgesprochen flach. Aber das hat keinen natürlichen Ursprung. Die Menschen, die in Usbekistan und Turkmenistan leben, wohnen in der Wüste, und um diese fruchtbar zu machen und Landwirtschaft zu betreiben, benötigen sie Unmengen an Wasser. Die Flüsse, die aus dem Pamir und umliegenden Gebirgen kommen und einst den Aralsee speisten werden in den Tälern abgeleitet. Dazu bauen die Menschen unglaubliche Wasserstraßen, Kanäle, Hebeeinrichtungen. Jeder Landbesitzer nimmt sich so einen kleinen Teil des Wassers. Betrachtet man das ganze mal per Satellitenaufnahme, sieht man dass das Wasser aus den Gebirgen (unten rechts), zwar die Täler in der Wüste schön grün macht, aber kein Wasser mehr im Aralsee ankommt.

Viel ist das ja nicht, denkt man, wenn man so einen kleinen Kanal pro Haushalt sieht. Wenn man aber mal die ganzen Ausmaße betrachtet, ergibt das schon ein ganz anderes Bild. Das umgeleitete Wasser versickert im Boden und schwemmt Dünger mit ins Grundwasser oder verdampft einfach aufgrund der großen Hitze. Und schon kommt kaum oder kein Wasser mehr im Aralsee an.

Der Aralsee vor 40 Jahren und jetzt

Ich weiß, ihr wollt hier unsere Erlebnisse nachlesen und nicht das pausenlose Gelaber über Wasserknappheit und Rohstoffe lesen. Aber uns ist das wichtig (geworden). Zuhause hat man alles, man dreht den Hahn auf, es kommt fließend sauberes trinkbares Wasser. Wir gehen in den Supermarkt, da steht alles an Obst, Gemüse, Milch und Fleischprodukten. Einfach zum Mitnehmen, recht günstig, ohne großen Aufwand. Wenn man aber mal sieht, wie es dort hin kommt, wo es unter welchen Voraussetzungen angebaut wird, wie die Menschen leben, die unsere Lebensmittel anbauen, da kommt man stark ins Grübeln.


Mal von der Wasserproblematik abgesehen, waren wir ganz gespannt, was uns erwartete. Wir fuhren zu allererst nach Bukara/Bukhara/Buxoro und was wir sahen war: Nichts. Eine relativ normale Wüstenstadt, überall Sand und schlechte Straßen, so wie wir es schon von vorher kannten. Zu erst besorgten wir uns natürlich wieder eine SIM Karte, denn ohne Internet geht ja bei uns bekanntlich nix. Dann fuhren wir nur wenige hundert Meter weite rund dort trafen wir erst ein Schweizer Paar mit einem tollen Allrad-Camper, mit denen wir eine Zeit klönten. Dann machten wir uns auf in die „Altstadt“ und wir konnten unsere Münder kaum schließen, so wunderschön restauriert war diese. Wenn man von 1001 Nacht spricht, dann muss es Bukara sein! Ihr könnt euch diese wunderbar verzierten Türme und Tore nicht vorstellen. Die Seidenschals in allen Farben die von Straßenhändlern angeboten wurden. Die großartigen Bauwerke die bereits Jahrhunderte und etliche Kriege überdauert haben. Es war wirklich wie im Märchen! Meine Oma hatte also nicht geflunkert und ich kann sie mir genau vorstellen, wie sie an den gleichen Stellen stand und nur sagte „Ach wie schön das ist!“.

Und weil ihr so tapfer bis zum Ende gelesen habt, bekommt ihr jetzt noch ein paar wundervolle Fotos, die leider der Schönheit gar nicht gerecht werden!

 

Klettern, Kultur und Gesang

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Entgegen der eigentlichen Planung den Wolkenwald in nördlicher Richtung zu durchqueren, machten wir also kehrt und folgten auf direktem Kurs der Straße Richtung Maschhad ohne einen kurzen weiteren Zwischenstopp am Kaspischen Meer. Die Landschaft wurde in dieser Region schon deutlich trockener, auch einige Salzseen fanden sich abseits des Weges. Aber etwas wirklich Spannendes passierte erstmal nicht weiter. Nach den ersten Wochen in diesem Land war uns das aber auch sehr recht mal wieder etwas Ruhe und Zeit für uns zu haben.

Zwei Tage vor Erreichen der großen Stadt im Nordosten welche auch Omid‘s Heimat ist, riefen wir ihn für eine Verabredung an. Seine Reaktion hatte uns etwas überrascht, denn er konnte sich nicht daran erinnern uns seine Nummer gegeben zu haben. Vielleicht gab es in den Bergen doch den einen oder anderen Wodka zu viel. Der Freude über unseren Anruf tat das allerdings keinen Abbruch. Mit reichlich Tipps für Sehenswürdigkeiten für die letzten paar hundert Kilometer machten wir uns auf zu unserem vereinbarten Treffpunkt. Wunderschöne Sandstein-Canyons mit reichlich Gelegenheit zum Sportklettern und ein paar historische Städten sorgten für Abwechslung.

Eine Begegnung ganz anderer Art hatten wir noch zwischendrin in Maschhad, als wir nichtsahnend im Stau in der Stadt an einer Ampel standen und uns so das bunte Straßentreiben anschauten. Gewürzstände an den Straßenrändern, viele Fußgänger und ein obligatorischer Rosenverkäufer. Auto um Auto ging es langsam vorwärts und wie ihr wisst, ist man mit Ernst nicht gerade in seiner Lieblingsumgebung, wenn man mitten im dicken Verkehr steckt. Wir beobachteten weiter und sahen, dass ein Mann aus seinem Auto stieg und zum Rosenverkäufer lief, eine Rose kaufte und dann… zu uns kam. Wir öffneten unser Fenster und er reichte uns die Rose herein mit den einzigen Worten „Welcome to Iran!“. Völlig verdattert saßen wir da, dankten im mehrfach und schwupp war er wieder in sein Auto gestiegen. Einmal mehr erlebten wir, wie Iraner Reisende mit offenen Armen empfangen, ohne sie jemals vorher gesehen zu haben oder irgendeine Gegenleistung zu erwarten.

In der Stadt angekommen, ging es eigentlich direkt wieder hinaus, denn wie ja schon erwähnt, gibt es für Iraner nichts Besseres als Camping. Und so fanden wir uns kurze Zeit später abseits der Stadt in einer nackten Hügellandschaft wieder, der Blick auf einen wunderschönen kleinen See gerichtet zu dem Ernst leider nicht runter fahren konnte. Das Gelände war dann doch etwas zu steil für ihn. Umringt von Omid‘s Freunden saßen wir auf unseren wunderschönen persischen Picknickdecken, grillten Lamm und Hühnchen, verputzten köstlichen Auberginenjoghurt und genossen die vielen Geschichten der netten Menschen um uns herum. Mit der untergehenden Sonne führte uns Omid wieder zurück in die Stadt. Unser neu gewonnener Schlafrhythmus der sich der Sonne angepasst hatte forderte uns schon lange auf den Weg ins Bett zu suchen, aber hier wurde die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn es ging nicht zu einem ruhigen Schlafplatz, sondern in ein traditionelles Restaurant wo noch für Stunden weiter erzählt und gegessen wurde. Aber auch dieser Tag fand schließlich sein Ende in einer abgelegenen Straße unter einer Laterne. Der nächstmorgendliche Kaffee wurde durch eine Polizeikontrolle unterbrochen, wie so oft in diesem Land, aber wieder einmal eine sehr freundliche Begegnung aus der wir mit einer privaten Telefonnummer der Polizisten für Notfälle entlassen wurden.

Heute stand dann die Abholung der turkmenischen Visa auf dem Programm. Mit der ortskundigen Begleitung von Omid und Reza war es auch gar kein Problem das Konsulat zu finden. Die uns verbleibende Zeit in dieser Stadt wurde genutzt um Ernst mit zwei kleinen, aber wunderschönen persischen Teppichen auszustatten und den Holy Shrine zu besuchen. Noch nie etwas davon gehört? Wir auch nicht. Und wer dachte, dass der Vatikan schmuckvoll und prächtig ist, der wird bei dem Anblick dieses Bauwerkes sehr große Augen bekommen. Über eine Fläche von 10km² (Angabe vom Guide) erstreckt sich eine der zentralen Stätten des Muslimischen Glaubens. Ein Pilgerort, annährend auf der gesamten Fläche mit geknüpften Perserteppichen ausgelegt, verziert mit goldenen Torbögen, verspiegelten Sälen, und über und über mit kunstvollen Mosaiken verziert. Man hat keine Ahnung was einen erwartet wenn man aus der Tiefgarage über die Rolltreppe nach oben fährt. Daher hat es uns auch für die ersten Minuten komplett die Sprache verschlagen. Betreten werden musste der Holy Shrine natürlich nach Geschlechtern getrennt und Conny wurde das von Reza‘s Schwester geliehene Tuch (ja, der Kopf-Schal reichte hier nicht aus) erstmal ordnungsgemäß von den Frauen um den ganzen Körper gewickelt, sodass sie vernünftig gekleidet diesen heiligen Ort betreten durfte. Reza übernahm hier die Führung und hatte auf jede unserer unwissenden Fragen eine tolle Antwort. Endlich mal aus ersten Hand etwas über einen anderen Glauben zu erfahren wirft ein völlig neues Bild auf viele Dinge. Man wurde förmlich mitgerissen durch die Ehrfurcht der uns umringenden Gläubigen als man in einem Strom am Allerheiligsten vorbeigedrückt wurde. Wieder einmal nach Geschlechtern getrennt, war das Erlebnis bei den Frauen so, dass sich ein Schwarm Frauen direkt an den Schrein drückten, der über und über dekoriert war. Babies wurden hochgehoben und nach vorne gereicht, in den hinteren Reihen wurde auf dem Boden gesessen und gebetet. Ein unvergessliches Erlebnis war es auf jeden Fall, wenn auch befremdlich.

Wir hatten ja noch versprochen zu erzählen was Omid so besonders macht. Die folgende Nacht verbrachten wir in einer kleinen Schlucht im Norden der Stadt. Wir erreichten den Ort erst spät, daher versperrte die Dunkelheit uns den Blick auf die Felswände um uns herum, als jedoch Omid zu einem kehligen Gesang aus voller Brust ansetzte um auf Farsi (Persisch) über die Liebe zu singen, hallte es von den Wänden wieder in einer Weise die jedes Opernhaus erblassen ließe. Wir saßen zu dritt an einem kleinen Lagerfeuer, einer sang, zwei weinten. Wohl der berührendste Moment der ganzen Reise. Diese ehrliche Liebe zu seiner Kultur und seinem Land haben uns von den Füßen gerissen, denn jeder andere den wir bisher im Iran getroffen haben, wollte irgendwie weg in ein anderes Land. Nicht, dass Omid nichts zu kritisieren hatte, aber er hat die Schönheit des Landes für sich erkannt und gefunden. Unsere Darbietung deutscher Gesangskunst in Form eines alten Kanon (Hejo, spann den Wagen an) konnte da nicht wirklich mithalten. Unsere Sprache ist einfach nicht zum Singen gemacht. Des Nachts folgten dann auch wieder Omids Freunde der Einladung zum Camping, und so lachten, aßen und tranken wir bis in die späte Nacht hinein. Nach ein paar tollen Kletterrouten am nächsten Morgen und einer Tasse Tee im Zelt einer Bauernfamilie welche hier auch ihr Lager aufgeschlagen hatten, geleitete uns Omid in Richtung turkmenischer Grenze. Unterwegs wurden noch die Vorräte aufgefüllt wofür wir mal wieder nichts bezahlen durften, und so nahmen wir an einem kleinen See im Norden des Landes Abschied von einem ganz besonderen Menschen. Allerdings nicht ohne ihm das Versprechen abzuringen uns zu Hause zu besuchen. Wir hoffen er hält sich daran.

In der kleinen Grenzstadt besorgten wir uns noch schnell unsere eigene persische Picknickdecke. Ohne kann man einfach nicht richtig campen, haben wir gelernt 😉 Ab jetzt folgt Wüste, aber davon erzählen wir euch beim nächsten Mal mehr.

Das ungewollte Wiedersehen

Die Zeit in Antalya war echt toll. Die Hilfsbereitschaft, die sicher den wirtschaftlichen Nutzen der Werkstätten bei Weitem übertraf, hat sich in unsere Herzen eingebrannt. Daher fiel es auch etwas schwer dieser Stadt den Rücken zuzukehren. Einige weitere Höhepunkte warteten noch im Westen der Metropole auf uns. Die Gesamte Landschaft ist zu dieser Jahreszeit einfach traumhaft schön. Noch nicht zu warm, aber trotzdem grün erhebt sich das Taurusgebirge aus dem Meer. An einem dieser Berge trafen wir Mattis wieder, den wir einen Tag beim Sportklettern begleiten durften. Wir beiden haben auch schon mal an Seilen an einer Felswand gehangen, aber die gesamte Atmosphäre dieses Klettercamps (Geyikbayiri) hat uns infiziert, und so wurde ein paar Tage darauf der Platz im Ernst wieder etwas reduziert durch ein wenig Ausrüstung für eigene Kletterausflüge.


Im Südwesten Antalyas finden sich wunderschöne Ruinen antiker Siedlungen und Städte, die einem eindrucksvoll die Größe und Fortschrittlichkeit der damaligen Völker demonstrieren. Prachtstraßen aus großen Steinplatten, beheizte Badehäuser und an den Hang gebaute Amphitheater lassen die meisten heutigen Bauwerke als kurzlebig erscheinen. Der Weg führte uns weiter südwärts, sich windende Küstenstraßen entlang, und alles ohne knackende Hinterachse. Das Ziel ist ein mystischer Ort an dem der griechische Held Bellerophon auf seinem geflügelte Pferd Pegasus die Chimera besiegt haben soll. Das feuerspeiende Monster soll seither hinter Felsen begraben liegen und noch immer brodelt sein Feuer an der Oberfläche. Dutzende kleine Gasflammen züngeln hier in Carali seit hunderten Jahren und lassen einen verstehen, dass man an diesen Mythos glauben kann. Praktischerweise werden am Fuße des Hügels auch Marshmallows verkauft.. über antikem Feuer geröstet schmecken die gleich mindestens doppelt so gut.


Die Weiterfahrt zurück Richtung Osten kam einher mit einem komischen Geräusch von der Hinterachse. Nein, nicht das Klacken, etwas neues, ein Brummen. Unser Rückweg führte eh wieder durch Antalya, also beschlossen wir unsere altbekannte Werkstatt wieder aufzusuchen. Unterwegs dorthin lief die Fehlersuche natürlich auf Hochtouren, und so konnte wir bei Ankunft direkt berichten, dass wohl das Kreuzgelenk der Antriebswelle den Geist aufzugeben versuchte. Ansich wird einem hier immer sofort geholfen. Termine scheint es gar nicht zu geben. First come, first serve. Leider waren wir nicht die ersten, daher wurden wir auf den folgenden Tag vertröstet. Und da uns ein wenig der Zeitdruck im Nacken saß und wir auch nicht das Gefühl hatten, der Schaden sei besonders akut, beschlossen wir weiter Richtung Alanya zu reisen. Unsere Ungeduld wurde bestraft. Nach nur ca. 40 km wurde das Geräusch so unglaublich laut, dass wir anhielten, uns zur nächstgelegenen Werkstatt durchfragten und dort den Schaden reparieren ließen. Aber warum war bloß die gesamte Achse so heiß, dass sogar das Spritzwasser darauf verdampft? Kurze Zeit später, weiter auf dem Weg nach Alanya hatten wir die Antwort. Das Kreuzgelenk war lediglich ein Teil des Problems. Irgendwas stimmte dort hinten noch immer nicht. Das reibende Geräusch von Metall auf Metall verursachte uns Gänsehaut, und so knirschten wir in Schrittgeschwindigkeit zurück zur Werkstatt. Obwohl eigentlich schon geschlossen, kam der Mechaniker schnell wieder angefahren und war sich nach kurzer Untersuchung recht sicher, dass das Differential beschädigt sein muss. Der Schock war groß, die Ungläubigkeit aber auch und trotzdem folgtem wir seinem Rat und setzten uns im Schneckentempo zurück nach Antalya zu einer uns gute bekannten Werkstatt für Differentialgetriebe fort. Nach nur 2 km endete diese Reise mit blockiertem Hinterrad am Straßenrand der Schnellstraße.


Vor dem Beginn unsere großen Fahrt wurden wir von unserem Chefmechaniker auf eine 1000 km Probefahrt geschickt. Auf dieser blieben wir mit geplatzem Kühlerschlauch liegen. Ein Umstand der uns genau jetzt zu gute kam, denn der damals herbeigerufene gelbe Engel überredete uns zu einer PLUS Mitgliedschaft beim ADAC um auch außerhalb von Deutschland Hilfe bekommen zu können. Und ganz ehrlich…das hat tadellos funktioniert. Ein Abschleppwagen mit Spezialausrüstung für blockierte Räder, der ein 3,40 Meter hohen Camper transportieren kann, in so kurzer Zeit zu uns zu schicken, war eine Meisterleistung. Und trotz des Wolkenbruchs der uns alle bis auf die Knochen durchnässte, während Ernst verladen wurde, blieb die Stimmung fröhlich und gelassen. Eine rasante Fahrt, viele Tunnel und Unterführungen umfahrend später bereiteten wir uns auf eine etwas andere Nacht vor, auf dem Betriebshof der alt bekannten Werkstatt. Ob wir jemals weiter nach Osten kommen als Antalya? Den Willen dazu haben wir zumindest noch nicht verloren.

Sonne, Palmen, Sonnenschein – was kann schöner sein?

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Es stimmt zwar in keinster Weise, denn wir waren vorher noch nie so richtig in Griechenland, aber es fühlte sich an wie nach Hause zu kommen. Man ist doch schon ein echtes Kind der EU geworden, denn plötzlich waren die Grenzen keine echten Grenzen mehr, das Geld war bekannt und eine Stimmung der Gemeinschaft lag in der Luft. Vielleicht lag es auch an der Aussicht auf Sonne, Strand und Meer. So genau kann man das jetzt gar nicht mehr sagen, jedoch die Aussicht auf rauschende Wellen und warme Temperaturen lies Ernst noch ein paar km/h schneller fahren.

Der erste Morgen nach der kurzen Zwangsmautstraßenstrecke begann mit einer kleinen flackernden Kerze in einem Mini Törtchen sowie einem Ständchen von Laika und Martin zu Conny’s Geburtstag. Wer dabei nun schiefer gesungen hat, ist nicht mehr eindeutig nachzuvollziehen, aber es war ganz sicher der Hund 😉. Dennoch hat sich jemand sehr darüber gefreut.

Dem tollen, romantischen Abendessen in der Hafenstadt Thessaloniki trat leider ein massives Kommunikationsproblem mit der Kellnerin entgegen. Man darf sich einfach nicht darauf verlassen, dass die Kellnerin einem wirklich etwas zu Essen bringt, nur weil sie sich freundlich für die Bestellung bedankt. Nach 1 ½ Stunden geduldiger Wartezeit (man hört ja immer, dass die südlichen Länder es nicht so eilig haben) schwenkten wir dann zu einem kurzen Snack um, und fuhren entlang der Bucht um die Stadt in ihrer vollen Pracht über die See betrachten zu können.

Da waren wir nun endlich, am Meer! Lediglich die Sonne und die hohen Temperaturen fehlten, aber immerhin. Von nun an sollte es endlich so wirklich richtig Osten gehen. Auf ins Unbekannte, ins Raue, ins Neue. Denn um ehrlich zu sein… es fühlte sich jetzt schon wieder weniger wie das große Abenteuer an als in den vorherigen Ländern. Was muss nur passieren, damit man endlich begreift dass es kein zu lang geratener Pauschalurlaub ist? Einen Vorgeschmack wartete schon am Östlichen Ende des Landes auf uns, aber dazu beim nächsten Mal mehr.

 

Rumänien – das Ende

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Wie ihr vielleicht bisher erahnen konntet, hat uns Rumänien bis dato nicht überzeugt gehabt. Falls nicht, hole ich euch das nochmal kurz ins Gedächtnis: Müll.
Es war also Tag 3 in Rumänien und wir starteten aus dieser verschneiten Winterlandschaft Richtung Bran. Bran. Genau, wer kennt es nicht. Wir wollten zum Schloss Bran, da es das „Dracula-Schloss“ genannt wurde aufgrund der großen Ähnlichkeit im gleichnamigen Roman. Wir fuhren also tiefer in die Karpaten und Ernst kämpfte sich tapfer die Serpentinen hoch. Zweiter Gang, mein bester Freund. Wir kamen durch entlegene Dörfchen und tiefe Wälder, es hatte schon etwas mystisches, was zu Dracula passte. Knoblauch hatten wir vergessen, Vorbereitung ist doch alles… Dann fuhren wir nach Bran ein und tata! Ein Touristendörfchen erster Klasse. Vorbei mit der ländlichen Beschaulichkeit. Restaurant, Souvenirs und Parkplatzwächter an jeder Ecke. Aber ok, wir wollten uns das Sagen umwogene Schloss trotzdem anschauen. Gesagt, getan. Am Eingang dann aber: „Big dog no possible“. Laika ist also inzwischen ein big dog. Sie fühlte sich geschmeichelt und wir zogen wieder ab, hatten wir uns geschworen nur dort hineinzugehen, wo auch unser Fluff mitreindurfte. Vor dem Eingang des Schloss wurde Conny noch von einer vom Dachlawine eiskalt getroffen. So hatten wir uns das nicht vorgestellt, aber es passte in unser Bild von Rumänien. Da wir nun schon für zwei Stunden ein Parkticket gekauft hatten schlenderten wir noch über den Touristenmarkt und kauften Räucherkäse und – jetzt kommt’s – handgewebte und -gestrickte Partner-Schafs-Woll-Pullover. So langsam werden wir doch zu einer Person.
Wir fuhren dann weiter in die Karpaten und fanden oberhalb eines kleinen Dorfes ein tolles Plätzchen wo wir (wieder im Schnee) übernachten wollten. Der Sonnenuntergang in den Bergen war herrlich, die Gipfel funkelten und schienen in allen Rot- und Orangetönen. Wir waren gerade dabei schlafen zu gehen, da hupte es und ein Auto fuhr mehrmals um uns rum und zog wieder ab. Wer sollte das sein? Eine halbe Stunde später klopfte ein Mann mit einem riesengroßen Hütehund (der hatte bestimmt 75 cm Höhe). Wir öffneten erfurchtsvoll die Schiebetür eine Standpauke für falsches Parken erwartend, und der Mann fragte entgegen aller Erwartungen: „Problem?“ Wir winkten ab. Was für eine nette Geste! Der Mann wohnte wohl etwas 200 m weiter und dachte wir hätten ein Problem mit dem Auto und wollte lediglich seine Hilfe anbieten. Wir antworteten mit „Camping“ und er verstand uns und erwiderte „Ah, camping, camping!“ und zog wieder von dannen. In dieser wunderbar klare Bergluftsnacht mit tollen Sternen am Himmel fielen wir in tiefen Schlaf.
Die nächsten zwei Tage machten wir Strecke und fuhren aus den Karpaten raus über Ramnicu, Pitesti und Slatina. Dort übernachteten wir, bevor es dann weiterging um schnellstmöglich nach Widin in Bulgarien zu kommen. Auf dem Weg fanden wir immer wieder alte abgestellte Flugzeugwracks. An einer Stelle hatte jemand drei davon zusammengestellt und wohnte darin. Unser Resüme zu Rumänien: Nicht nochmal.

Warum zieht ihr in ein Wohnmobil?

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Ja, warum nur? Das haben wir bisher erreicht. Die Antwort darauf, warum wir Vollzeit in ein Wohnmobil umziehen, kann einfach sein (wie wir sind): Warum nicht? Oder eben auch ein bisschen detaillierter.

Mit dem Masterplan,für ein Jahr um die Welt zu reisen, fragten wir uns: Wie? Womit? Wir haben uns entschieden, dass das Reisen in einem Wohnmobil die beste Option für uns ist: wir können unser ganzes Geraffel einpacken und es fährt mit uns mit, der Schlafplatz befindet sich direkt hinter dem Fahrersitz und wir können anhalten, wo immer wir unseren perfekten Platz gefunden haben. Wir sind nicht auf Reisegruppen, Agenturen oder überfüllte Hostels angewiesen. Es sind nur wir und unser Camper. Vielleicht ein paar Moskitos.

Für unsere geplante Route gibt es nicht viele Möglichkeiten. Nur mit dem Flugzeug zu reisen ist eine Qual für unseren Hund. Schiffe sind nicht sehr häufig gesehen. Gehen? Radfahren? Trampen? Auf keinen Fall. Wir haben von einigen Leuten gehört, die einen Teil unserer Route bereist haben (und erfolgreich waren). Also entschieden wir uns: Lasst uns um die Welt mit dem Auto fahren.

Die Vorbereitung hat sechs Monate gedauert, aber wir fühlen uns immer noch kopflos. Wir werden sehen, welche Freuden uns diese Reise bringen wird.

Ihr fragt euch immer noch: Was ist die Frage Nummer eins? Schaut auch demnächst wieder rein! 🙂