Ja, wir waren frech. Trotz eindeutiger Internetinformationen welchen Grenzübergang man mit Haustieren zu nutzen habe, entschieden wir uns für eine Abkürzung. Wer will schon freiwillig 200 km extra fahren? Und es lief mal wieder wie am Schnürchen. Laika war lieb und niedlich (wir denken schon drüber nach ihr ein dementsprechendes Kommando anzutrainieren) und so endete die Befragung des Grenzbeamten nur mit: “Only one dog?“ und der Weg war frei in ein neues Land. Der Empfehlung unserer neuen Freunde folgend, Istanbul als Selbstfahrer zu vermeiden, peilten wir die Fähre bei Canakkale an, um über den Bosporus nach Süden zu gelangen. Unsere erste Nacht auf türkischem Boden wurde leider früh (22 Uhr) unterbrochen, denn wir hatten uns einen Schlafplatz nahe einer historischen Stätte des ersten Weltkrieges ausgesucht, an der das Campieren wohl nicht gestattet war. Zum Glück waren die beiden Ordnungshüter sehr freundlich und empfahlen uns Alternativen entlang der Straße. Also kurzerhand den Ernst wieder fahrbereit umrüsten und ab zu einem anderen Plätzchen (im Schlafanzug).
Dort fielen wir gleich am nächsten Morgen wieder negativ auf, denn es versteckte sich wohl eine Militäranlage hinter dem nahen Wäldchen, und in der Nähe solcher sind Fotografien, besonders per Drohne, verboten. Leider gibt es auch keine Karte wo die Militäranlagen verzeichnet sind, daher bleibt es immer ein kleines Glückspiel das fliegende Auge in die Luft zu bringen. Aber auch diese Polizisten waren angenehm freundlich und verständnisvoll. Um ehrlich zu sein, passte schon das so überhaupt nicht in unsere Vorstellungen der Türkei. Wir rechneten mit groben Menschen die eine grundlegend abwehrende Haltung an den Tag legen würden, aber überall schlug uns Freundlichkeit entgegen. War das noch nicht die echte Türkei? Kam das nur, weil wir in touristischen Gebieten unterwegs waren? Wir werden sehen. Auf der Fähre lernten wir noch Uwe und seine Frau kennen. Der deutsche CTO einer Firma für Windenergie gab uns reichlich Empfehlungen was Sehenswürdigkeiten angeht, und bat uns seine telefonische Hilfe an, falls es mal einer Übersetzung bedarf…Wie sehr wir diese noch benötigen würden, konnten wir uns aktuell noch nicht einmal vorstellen. Für unseren kleinen Wuff gab es bei der Überfahrt nichts Tolleres, als den umhersegelnden Möwen hinterher zu schauen und wohl in Gedanken jede Feder einzeln auszurupfen… aber sie beließ es bei den Gedanken daran.
Der weitere Weg gen Antalya war gesäumt von antiken Orten, die wir hier nicht so wirklich erwartet hatten. Teilweise wirkte es eher wie das, was wir von Griechenland erwartet hatten. Mit Orten wie Troja und Ephesos, lagen sogar absolute Highlights auf unserer Route. So wunderschön restauriert und ausführlich erklärt, war es ein leichtes sich vorzustellen über die Marmorböden der herrlichen Säulengänge zu damaliger Zeit zu flanieren. Ihr seht, es geht hier nicht nur um pures Vergnügen, sondern auch Kultur wird groß geschrieben.
Kleine Städte wie Selcuk mit ihrem Markt, der sich über den gesamten Ortskern erstreckte, waren vor uns aber auch nicht sicher. So langsam verlieren wir auch etwas die Berührungsangst und trauen uns schon auf Märkten einzukaufen. Es mag lächerlich klingen, aber sich von den gewohnten, heimischen und vor allem anonymen Supermärkten zu trennen fällt schwerer als gedacht. Als letzte Sehenswürdigkeit vor Antalya führte uns der Weg nach Pamukkale. Die historische Stadt Hierapolis ist auf einem kleinen Berg erbaut, welcher eine kalkhaltige Thermalquelle hervorbringt und so Kalksinterterrassen an seiner Südseite hervorgebracht hat. Ein Naturschauspiel, was auch die UNESCO gewürdigt hat. Nur barfuß darf man den Berg erklimmen, was aufgrund der frühen Stunde (wir wollten den chinesischen Tourihorden ausweichen) ein erstens sehr kaltes und zweitens auch teilweise sehr scharfkantig schmerzhaftes Vergnügen war. Immerhin durfte Laika mit. So viel Toleranz hatten wir nicht unbedingt erwartet, aber die Straßenhunde machten ja nun mal auch vor diesen Orten nicht halt, also warum einen Hund an der Leine aussperren?


Mit reichlich Eindrücken im Gepäck rollten wir weiter. Und immer wieder dieses klackende Geräusch von der Hinterachse… aber das wird schon nichts Schlimmes sein…oder doch?
